Pressemitteilung: Fazit

WUNDER DER PRÄRIE 2015
Internationales Festival für Performancekunst und Vernetzung 18.-26. September 2015 in Mannheim

Die neunte Ausgabe des WUNDER DER PRÄRIE-Festivals hat am vergangenen Samstag mit einem großen Festivalfinale seinen Abschluss gefunden. An insgesamt neun Tagen haben wir an unterschiedlichen Orten in Mannheim zusammen mit Künstler*innen und Besucher*innen «DAS FREMDE» erprobt, erfahren, diskutiert und angenommen. WUNDER DER PRÄRIE entstand Dank der freundlichen Unterstützung durch die BASF SE, der Hector-Stiftung, der Stadt Mannheim sowie dem INTPA –INTERNATIONALES NETZ FÜR TANZ UND PERFORMANCE AUSTRIA des Tanzquartier Wien aus Mitteln des BKA und des BMEIA.

Mit insgesamt 39 Veranstaltungspunkten an neun Tagen, 14 Projekten, darunter fünf Festivalproduktionen, zwei Uraufführungen und drei Deutschlandpremieren, ziehen wir mit einer Publikumsauslastung von 96% bei den Vorstellungen und Abendveranstaltungen mehr als positive Bilanz. Das diesjährige „Wunder“ war ein riesiger Erfolg, mit dem wir an die Vorjahre anknüpfen. Darüber hinaus wurde das Festival mit großem Interesse vom Fachpublikum verfolgt: Theatermacher*innen, Kurator*innen, Dramaturg*innen und Festivalmacher*innen z.B. aus München, Bremen, Frankfurt, Stuttgart, Straßburg, Berlin, Basel und Wien haben den Weg nach Mannheim gesucht und die Stadt mit durchweg positiven Eindrücken wieder verlassen.

Das breit aufgestellte, abwechslungsreiche Festivalprogramm reichte in diesem Jahr von Tanz-Performances wie „Angela Loij“ von Juan Gabriel Harcha und AL13FB<3 von Fernando Belfiore über Otmar Wagners Essay-Performance „Zaster & Zombies“ bis hin zu mehrtägig geöffneten (performativen) Installationen wie „training. Spielstätte für inklusiven Humanismus“ von hoelb/hoeb, „some democratic fictions“ im Rahmen von „catastrophic paradise“ (Claudia Bosse & theatercombinat) und „Zakopane“ von F. Wiesel, in Anlehnung an den Roman „Solaris“ von Stanislav Lem.

Die täglich und an unterschiedlichen öffentlichen Orten der Stadt Mannheim stattfindenden TISCHGESPRÄCHE gaben dem Festival neben zwei Vorträgen („Vor dem Gesetz sind alle Menschen ungleich“ über die Grundrechte von ausländischen Einwanderer in der BRD und „Identitäten-in-Differenz“ über Mechanismen, die die eigene Identität von dem Fremden unterscheiden) den diskursiven Rahmen. Auf einer Grünfläche in der Meerfeldstraße im Stadtteil Lindenhof, auf einem Parkplatz im Wohngebiet um S4, an der Alten Feuerwache sowie im Hof von zeitraumexit diskutierte Moderator Bernd Mand zusammen mit eingeladenen Gästen und Besuchern u. a. über «Vertrautheit», Inklusion, Tradition und Brauchtum, Tierethik und das Paradies. Die Tischgespräche boten nicht nur eine Auseinandersetzung zu einem bestimmten Thema sondern auch einen direkten Austausch mit Künstler*innen des Festivals. „Wir haben versucht, mit diesem Festival andere Wege zu gehen und z.B. mit dem Angebot der Tischgespräche im Stadtraum auch andere Menschen anzusprechen. Es ist uns gelungen, aktuelle Kunst und wichtige politische und gesellschaftliche Fragestellungen im Stadtraum zu
präsentieren und zu verhandeln“ (Gabriele Oßwald, Festivalleiterin).

Zu einem direkten Austausch zwischen Künstler*innen und Besucher*innen führten darüber hinaus die URBAN TRY OUTS der Produktion „catastrophic paradise“ an verschiedenen Plätzen des öffentlichen Raumes der Stadt, wie die Caféteria des Richard-Böttger-Altenheims im Lindenhof, dem Quartiersplatz sowie dem Fitness-Center Muckibude im Stadtteil Jungbusch. Mit diesen öffentlichen Proben des in Fragmente zerlegten Gesamtwerks suchte Claudia Bosse, Künstlerin des Projekts, die Reibung zwischen der theatralen Welt und der Wirklichkeit.

Besondere HIGHLIGHTS DES FESTIVALS waren drei österreichische Produktionen: Mit der Performance „catastrophic paradise“ von Claudia Bosse und dem theatercombinat haben die Festivalleiter eine Künstlerin von internationalem Renommee nach Mannheim eingeladen, der es gelungen ist, ihre performative und installative Arbeit mit unterschiedlichen Orten und Personen der Stadt Mannheim zu verknüpfen und somit über beide Abendveranstaltungen hinaus einen öffentlichen Diskurs anzuregen, der noch lange nachhallt. Die Tanzperformance „Sons of Sissy“ von Simon Mayer begeisterte das Publikum an zwei Abenden mit bis zum Exzess überspielter Darstellung traditionell österreich-deutscher Volksmusik sowie alpiner Bräuche und Tänze, deren konservativ-nationalistische sowie genderunterscheidenden Phänomene auf liebevolle Weise von den vier Tänzern hinterfragt und gebrochen wurden. Ebenso restlos begeistert zeigte sich sowohl das Publikum als auch die Presse von der Produktion „Ravemachine“, in der Doris Uhlich und der spastisch gelähmte Tänzer und Choreograf Michael Turinsky unter wummernden Technobeats ein Körpererlebnis stifteten, in dem – bis hin zur Ekstase - der behinderte Körper dem gesunden überlegen blieb.

Die Festivalleiter Gabriele Oßwald, Wolfgang Sautermeister und Tilo Schwarz blicken zusammen mit ihrem Team und über 30 ehrenamtlichen Helfern zurück auf ein gelungenes Festival, das in seiner neunten Ausgabe doch zu einem Pilotprojekt wurde: Mit der Erkundung neuer Festivalstrukturen, dem Hineingehen in die Stadt, dem Bespielen von unterschiedlichen Spielorten und dem Austausch mit Bürger*innen sollen weitere „Wunder folgen um Begonnenes zu festigen. „Das kann unser Beitrag für eine lebendige, wandlungsfähige Stadt sein. Wir sind dankbar für die Künstlerinnen und Künstler, die sich hier diesen Wagnissen stellen und wir sind begeistert von einem Publikum, das diesen Weg mit uns und den Künstler*innen geht.“ (Gabriele Oßwald)

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Wunder der Prärie - Fazit