Über das Fremde zu uns selbst

Regioactive
06.07.2015

Das Kunstfestival Wunder der Prärie findet 2015 vom 18. bis 26. September in Mannheim statt

Das Wunder der Prärie-Festival für Performance und Vernetzung, das vom Mannheimer Künstlerhaus zeitraumexit veranstaltet wird, widmet sich 2015 den Themen "Fremd" und "Österreich". Vom 18. bis 26. September werden sich verschiedene Installationen, Performances und Gespräche mit diesen Themen auseinandersetzen.

Wunder der Prärie – das Festival für Performancekunst und Vernetzung fand zum ersten Mal im Jahr 2004 in Mannheim statt. Anfangs eine jährliche Veranstaltung, findet das von zeitraumexit auf die Beine gestellte Festival mittlerweile alle zwei Jahre statt.
2015 ist es wieder soweit. Mit insgesamt 10 Projekten, 4 davon Eigenproduktionen von zeitraumexit, Vorträgen und Tischgesprächen bietet das Festival wieder ein interessantes Spektrum für Kunstfreunde und Entdeckungsfreudige.

Schwerpunkte sind die Themen „fremd“ und Österreich
Das Festival widmet sich 2015 schwerpunktmäßig dem Thema "Fremd", nicht aber dem unbekannten, entfernten Fremden. Es geht um das Fremde in uns selbst, das bestimmte Situationen und Gegebenheiten in uns hervorrufen können, sehr vereinfachend gesprochen ein bisschen nach der Idee von Dr. Jekyll & Mr. Hyde.
Der andere inhaltliche Schwerpunkt, dem ersten gar nicht so fern, liegt auf Österreich, dem aufgrund der Sprache scheinbar so vertrauten Nachbarn der Deutschen. Weil Österreich aber Deutschland doch fremder ist, als mancher annimmt, wird es dort in seinen Eigenheiten unter die Lupe genommen. Deshalb kommt auch ein Großteil der vertretenen Künstler und Produktionen von dort.

Ausstellung und Performance sollen verschmelzen
Mit diesen inhaltlichen Schwerpunkten verfolgt das Festival ein neues technisches Konzept. Installation und Performance, das Permanente und das Prozesshafte sollen verschwimmen, so dass der Zuschauer Kunst nicht nur als Produkt wahrnimmt, sondern – der Idee nach – daran teilhat, damit interagiert und einen Einblick in den Werksprozess erhält.
So stellt sich das Konzept dar. Entsprechend haben Zuschauer die Möglichkeit, tagsüber verschiedene Installationen und Ausstellungen an den drei Spielstätten zeitraumexit, der ehemaligen Stadtgalerie S4 und einer ehemaligen Videothek in Lindenhof zu besuchen. Abends wird es dann die teilweise auch zu den Austellungen gehörende Performances zu sehen geben. Der Eintritt zu den Installationen ist frei, die Abendvorstellungen kosten Eintritt.

„Castastrophic paradise“ und „Zakopane“ wagen den Spagat
Zu den größeren Produktionen, die es zu bewundern gibt, zählen "catastrophic paradise" von Claudia Bosse und "Zakopane" von Hanke Wilsmann und Jost von Harlessem.
"Catastrophic paradise" ist eines der österreichischen Projekte auf dem Festival und Teil des Gesamtprojekts "(katastrophe 11/15) ideal paradise". Es besteht einerseits aus einer tagsüber zugänglichen Ausstellung eines Audio- und Videoarchivs zu Demokratie, Terrorismus, Freiheit und Revolution aus verschiedenen Ländern im Lindenhof. Anderseits werden zu Festivalbeginn und -Ende im Abendprogramm Performances mit fünf Tänzern zu diesem Thema stattfinden.
Noch enger geführt wird der Spagat Installation-Performance in "Zakopane". Als "performative Installation" bezeichnet, werden Besucher hier einen besonderen, von Stanislav Lems Roman "Solaris" inspirierten Raum erleben, der sich durch Aktion der Künstler hinter den Kulissen stets verändert und auf den Besucher reagiert. Dadurch soll jeder einzelne diesen fremdartigen Ort beim Begehen ganz individuell, als Spiegel der eigenen Person erleben.

Nicht nur Kunst erleben, sondern auch darüber nachdenken
Ergänzend und thematisch verbindend soll jeden Abend um 18:00 Uhr ein Tischgespräch mit Experten zu Themen wie "Vertrautheit" oder "Inklusion" stattfinden, um die Reflexion über Festivalthemen anzuregen.
Das Wunder der Prärie-Festival 2015 präsentiert sich insgesamt als eine Gelegenheit, nicht nur Kunst ästhetisch zu erleben, sondern dadurch und darüber hinaus auch nachzudenken, seinen Horizont zu erweitern und über das Andere und sich selbst zu reflektieren.

Max Rosenthal