Es hat immer mit einem selbst zu tun“

Mannheimer Morgen
04.09.2015

Wunder der Prärie: In der ehemaligen Stadtgalerie bereiten Performer eine Installation vor, die ab dem Festivalstart am 18. bis zum 26. September zu sehen ist

Noch ist es nur ein großer karger Raum. Doch in der Mitte steht bereits ein Modell, das verrät, wie es hier in wenigen Wochen aussehen soll. Alltagsgegenstände, Malereien, Krankenhausbetten und Sportgeräte werden den Platz einnehmen. Die Räumlichkeiten der ehemaligen Stadtgalerie Mannheim werden sich in eine "Spielstätte für inklusiven Humanismus" verwandeln - zumindest im Zeitraum vom 18. bis 26. September, wenn das Festival "Wunder der Prärie" Einzug hält.
Das Künstlerduo Hoelb/Hoeb gab der Installation und Performance den Namen "training" nicht ohne Grund. Denn es ist kein einfaches Kunstprojekt. Eine Vernetzung aus Wissenschaft, Kunst und sozialer Praxis soll jedem Besucher die Möglichkeit geben, den Umgang mit dem "Anderssein" zu trainieren. Das gesamte Festival, organisiert von Zeitraumexit, widmet sich dieses Jahr dem Thema des "Fremden". Beim Trainingslabor sollen Perspektiven eingenommen werden, die man im Alltag oft gar nicht so wahrnimmt, beispielsweise die von Kranken oder Behinderten. "Es hat immer mit einem selbst zu tun", erzählt Barbara Hölbling, eine der beiden Künstler.

Wechsel der Perspektive
Beim Wechsel der Perspektive würden wir die eigene Verletzlichkeit erfahren, lautet das Grundkonzept der Installation, das vom Kulturwissenschaftler Thomas Macho entwickelt wurde. Doch "training" soll nicht nur auf geistiger Ebene stattfinden, auch tatsächliche sportliche Aktivität gehört dazu. Die Blindensportart Torball wird vorgestellt, bei der nicht nur bestehende Mannschaften wie die aus Kaiserslautern antreten werden. Wer möchte, hat die Gelegenheit es mit verbundenen Augen selbst einmal auszuprobieren. "Die Grundatmosphäre soll die eines Turnsaals sein", so Hölbling.

Kuratorisches Spiel
Im gleichen Raum soll aber unter anderem auch eine Leihgabe aus Leipzig von Ólafur Elíasson ihren Platz finden. Mario Höber, dem zweiten kreativen Kopf des Künstlerduos, gehe es um ein kuratorisches Spiel, um das generelle Hinterfragen von Perspektiven. Kunst und Alltägliches sollen vermischt werden - Andersartigkeit soll sich mit einfügen. Nicht exklusiv, sondern inklusiv zu denken und zu erfahren, heißt hier die Devise. Das kann auch bei einer lockeren Gesprächsrunde mit Experten aus allen möglichen Bereichen passieren. Über 30 Leute sind insgesamt beteiligt. "Das Projekt hört nicht auf, wenn die Ausstellung vorbei ist", versichert Höber. Maßnahmen dafür haben sie schon getroffen. In der näheren Umgebung haben die beiden Künstler Handtaschen abgelegt. Wer so eine findet, erhält gleichzeitig eine kleine Nachricht. Die Handtaschen sollen symbolisch auf die Krankheit Demenz aufmerksam machen.
"Die Leute kommen nach dem Besuch der Ausstellung oft einen Tag später noch einmal zurück", berichtet Höber von vergangenen Erfahrungen. Aber es ist nicht immer einfach. "Beim Anblick eines Intensivstationsbettes als Ausstellungsobjekt gehen manch direkt wieder nach Hause."

Autor: Simeon Holub

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