Wunder der Prärie: Vom 18. bis 26. September zeigt Zeitraumexit sein außergewöhnliches Performance-Festival
Was klingt wie der Titel einer Walt-Disney-Wüsten-Dokumentation aus den 50er Jahren, soll Menschen jeden Alters und jeder Herkunft zusammenbringen, sie verbinden, neue Horizonte öffnen: Das "Wunder der Prärie"-Festival steht im Zeichen von Performancekunst und Vernetzung - und beginnt am Freitag, 18. September. Es präsentiert Formate der Live-Art und Performancekunst, darunter insbesondere solche Arbeiten an der Schnittstelle zu Theater, Tanz und Bildender Kunst.
Im thematischen Mittelpunkt steht in diesem Jahr das "Fremde" und dessen Überwindung. Zu sehen sind bis 26. September etablierte Performance-Künstler aus Deutschland und dem angrenzenden Ausland sowie Nachwuchs-Talente. Ausrichter ist Zeitraumexit, in dessen Räumen in der Hafenstraße auch einige der Installationen und Performances zu sehen sind. Weitere Spielorte sind die Alte Feuerwache, die ehemalige Stadtgalerie sowie eine frühere Videothek auf dem Lindenhof. Ansonsten verteilt sich das Programm auf verschiedene Spielorte in der Stadt.
Schon bei der Festival-Eröffnung wird klar - in diesem Jahr ist einiges anders. Der rote Teppich führt nicht mehr in ein Festivalzentrum, sondern zu unterschiedlichen Spielstätten, in unterschiedliche Räume, zu neuen Formaten.
Den Auftakt macht etwa die Performance/Installation "Zakopane" (26.9., 19 Uhr, Hafenstraße 68), in der sich die Besucher auf "Begegnung mit dem Unbekannten" einstellen müssen und auf eine "Reise durch einen leuchtenden Korridor gehen, an dessen Ende sich eine Welt befindet, in der wir uns vielleicht selbst nicht mehr wiedererkennen", beschreibt Zeitraumexit-Geschäftsführerin und Kuratoriumsmitglied Gabriele Oßwald. Dabei gehe es immer auch um Selbsterfahrung, nicht nur um Offenheit Fremden gegenüber.
Auch inklusive Angebote stehen auf dem Spielplan, beispielsweise das Performance-Ausstellungs-Vortrags-Info-Programm "training. Spielstätten für inklusiven Humanismus" im Raum S4,17, der ehemaligen Stadtgalerie. Dort können Besucher mitmachen oder zuschauen, Blinden-Sport erleben oder mit Inklusions-Experten sprechen.
Das Angebot befasst sich mit unterschiedlichen Körperbildern, berichtet von menschlichen Transformationsprozessen und lädt zu einer interaktiven Auseinandersetzung mit dem Ziel ein, "Anderssein" nicht exklusiv, sondern inklusiv zu denken und zu erfahren.
Doch auch reine Performance steht auf dem Programm, in dem sich insgesamt vier Auftrags- und sechs Gastproduktionen finden - umrahmt von diversen weiteren Veranstaltungen, Diskussionen und Mitmach-Angeboten.
Mit einer Mischung aus harter Technomusik und Schamanengesang, mit alchimistischen Riten, Laserschwert und Alufolie will etwa Belfiore sein Publikum bei der Deutschlandpremiere von "AL13FB<3" bombardieren (Freitag, 18.9., 23 Uhr, Zeitraumexit). Wohingegen "catastrophic paradise" (theatercombinat Wien, Claudia Bosse; Performance: 19.9. und 25.9., jeweils 20 Uhr; Installation: 22.-24.9., 17 bis 20 Uhr; beides Meerfeldstraße 55) eine Komposition aus Variationen über das Paradies als bewachte Anlage, über die Sintflut als "gewaltsames Reset einer Gesellschaft" und Ränder der Gesellschaft ist.
Wie viele Beiträge in diesem Festival-Programm, kommt "catastrophic paradise" aus Österreich, dem "fremden, nahen Partner", wie Gabriele Oßwald erklärt.
"Die eingeladenen Arbeiten eröffnen unterschiedliche, sich ergänzende Blickwinkel auf das Thema, und zwar einerseits auf der diskursiven, thematischen, inhaltlichen Ebene, und andererseits auf der ästhetischen, praktischen, künstlerischen Ebene", erklärt das Kuratoriumsmitglied.
Über das, was sie gesehen haben, aber sprichwörtlich auch über Gott und die Welt können die Besucher derweil bei den acht geplanten "Tischgesprächen" mit Kulturjournalist Bernd Mand reden.
Diese sollen auf der grünen Wiese, in einem Hinterhof und direkt am Gehweg stattfinden: Formal schon weit entfernt vom klassischen Publikumsgespräch soll hier gestritten, gebastelt und visio-niert werden - bestenfalls gemeinsam mit Besuchern, Künstlern sowie den Festival-Machern soll es beim gemeinsamen Essen "auf Fährtensuche nach dem Fremden in unserem Alltag" gehen: ganz im Sinne von "Wunder der Prärie".
Sandra König