Zwischen den beiden Vorstellungen arbeiten Claudia Bosse und ihr Team vom 21. bis zum 24. September an unterschiedlichen urbanen Orten oder spezifisch gesellschaftlich besetzten Räumen. Die Performance CATASTROPHIC PARADISE wird in vier Fragmente zerlegt und an vier Tagen an den jeweils gewählten öffentlichen Orten untersucht.
Die Spuren der URBAN TRY OUTS schreiben sich in die zweite Vorstellung am 25. September ein.
Eintritt frei
Fragment 1
Montag, 21.9., 15.30 Uhr Cafeteria des Richard-Böttger-Altersheims
(Meeräckerplatz 4, 68163 Mannheim)
Texte aus der Genesis werden vor Publikum und Bewohner*innen des Altenheims veröffentlicht, während eine Atempartitur die Grundfunktionen des Körpers choreografisch untersucht. die bearbeitete Schöpfungsgeschichte, verlautbart von einer 80-jährigen Performerin, hinterfragt die Struktur des Paradieses und dessen Ein- und Ausschlussmechanismen - der Garten Eden als abgeschirmte Einheit. Der Vorgang des Atmens entwirft die Choreografie und zerlegt ein harmonisches Bild des Körpers. Körperbilder und Altersdifferenzen treffen aufeinander, wenn der Atem ausgehend von der älteren Performerin die Körper der anderen Spieler*innen durchwandert und infiziert.
Fragment 2
Dienstag, 22.9. 15.30 Uhr Rondell vor dem Zentralinstitut für seelische Gesundheit
(ZI, I 5, 68159 Mannheim)
Auf dem Platz vor dem Zentralinstitut für seelische Gesundheit entwickelt sich ein chorisch-choreografischer Sprechakt aus einer poetischen Bearbeitung dokumentarischer Texte einer schizophrenen Frau, die auf vier Sprecher*innen aufgeteilt wird. der Text eignet sich verschiedene Sprechweisen aus Religion und Machtfiguren an. Durch die Spaltung der einen Figur auf mehrere Sprecher*innen entsteht ein chorisches Aufeinanderreagieren, in dem Text und Bewegung asynchron nebeneinanderlaufen. Sprache und Ausnahmezustand des Körpers und Denkens fallen zusammen.
Fragment 3
Mittwoch, 23.9. 15.30 Uhr Quartiersplatz Jungbusch
(Hafenstraße, 68159 Mannheim)
Ein Bericht über einen Flugzeugabsturz in den Anden, der die in den Bergen gestrandeten dazu zwang, das Fleisch der verunglückten Mitreisenden zu essen, stellt die Frage nach den Bedingungen von Kannibalismus aus Not und seinen religiösen Wurzeln im Christentum sowie der damit verbundenen Schuld. Während in diesem journalistischenText die Erinnerung zum Event wird, hinterfragt eine Bearbeitung von Michel de Montaignes Essay "Of Cannibals", inwieweit der Kannibalismus von den europäischen Eroberern in die Kolonien gebracht wurde. Gleichzeitig verbinden sich die Körper der Performer*innen mit dem sie umgebenden Material, sie transformieren die Dinge und werden selber transformiert. Mitten im Jungbusch wird ein kannibalistischer Akt vollzogen, der Stadtraum wird sich einverleibt und körperlich vermessen.
Fragment 4
Donnerstag, 24.9., 20.00 Uhr Muckibude
(Böckstraße 7, 68159 Mannheim)
Texte eines Warlords über Menschenopfer, um im Kampf unbesiegbar zu sein, in der Schlacht vollzogene Massaker und die Tilgung dieser Schuld durch die Hinwendung zum christlichen Glauben zeichnen das Bild eines Kriegers, der zum Prediger wird. Ein Text über Noah, der als einziger der katastrophalen göttlichen Strafe entkommen ist, sowie animalische Bewegunsstudien treffen in Rudis Muckibude auf gestählte Körper, Bodybuilder und Muskeltraining. Die Bearbeitung der dokumentarischen und biblischen Texte verhandelt die Frage von Schuld und Vergebung. Im Fitnessstudio entfaltet sich eine Choreografie des Sozialen, die Zuschauer*innen und Trainierende in ein Ritual einschließt.
Bei Regen finden die URBAN TRY OUTS am 22.9. im Foyer des Zentralinstituts für seelische Gesundheit (I 5, 68159 Mannheim) und am 23.9. im Collini Center (Collinistraße, 68159 Mannheim) statt.