Wunder der Prärie: WEIRD III - Performance im zeitraumexit
Ein bisschen sehen sie aus, als hätten sie Spitzenwäsche aus einer viktorianischen Kleidertruhe notdürftig mit Accessoires aus Küchen-, Karneval und Glamrock-Garderobenschränken kombiniert, um sich damit für eine improvisierte „Schwanensee“ Aufführung herauszuputzen. Aber: Diese Leute kommen aus einer weit entfernten Zukunft – und dorthin will die Künstlergruppe Weird das Publikum ihrer Performance „Weird III“ im Mannheimer zeitraumexit mitnehmen. Es sei allerdings Voraussetzung, dass alle geschlossen an der Reise teilnehmen und eine „Gruppenfrequenz“ erzeugen, lassen uns die fünf Bastard Fools wissen.
Mitmachtheaterlehrstunde
Ach, fast vergessen: Geld darf keines mit in die Zukunft genommen werden – wer damit erwischt wird, wird „vaporisiert“. Ergo eröffnen Weird eine „Bank of Fools“ („Bank der Narren“), an der – einer Flughafenkontrolle nicht unähnlich – Geld und Portemonnaie abgeben werden und obendrein Erklärungen zur „Freistellung von Haftung“ unterzeichnet werden können. Bald haben sich genug Bereitwillige gefunden, um jenseits der Trennlinie einen einladenden „All Together Now“/„Wir sind vereint“-Chor anzustimmen. Während man noch darüber sinniert, ob man sich von diesem so munteren wie durchaus angespannten (wer trennt sich gern von Barschaft und Kreditkarte?) Gehirnschleudergang mitreißen lässt, ertönt eine Stimme, welche die Bastard Fools als ihre „Kinder“ identifiziert und ermahnt, nach Hause zu kommen. Zum „The Carnival Is Over“-Einspieler („Der Karneval ist vorbei“) von Dead Can Dance endet mithin eine gelungene, witzige, lediglich stellenweise etwas stockend-redundante Mitmachtheaterlehrstunde in Sachen Gruppendynamik. mav